Frau T., 43 Jahre alt, hatte viele körperliche Beschwerden. Aber am meisten störte sie die ständige Übelkeit. Durch die Übelkeit, war ihr Wohlbefinden am stärksten beeinträchtigt. Es überschattete ihre Arbeit, ihren Alltag, ihre Freizeit. Die Übelkeit verleidete ihr alles. Ihr Magen verkrampfte sich zu einer Eieruhr. Die Engstelle der Eieruhr fühlte sich an, als sei sie kaum passierbar. So füllte sich ihr Magen mehr und mehr, aber kaum etwas konnte abfließen. Ihr Völlegefühl. Also wo sollte es hin? Es ging einfach in die andere Richtung und äußerte sich in dieser unentwegten Übelkeit. Erbrechen kam eher selten vor. Nicht nur der Magen krampfte sich zusammen, auch die Darmwand. Sie konnte die Darmwalzen regelrecht sehen und tasten. Selbst ihre Wanderung durch den Bauch konnte sie verfolgen. Das tat weh. Manchmal hatte sie das Gefühl, der kleine Junge ihrer Nachbarin habe seine heißgeliebte Gokart-Bahn bei ihr im Bauch aufgebaut und nicht in seinem Kinderzimmer. Was Verspannungen anging, hatte sie noch mehr zu bieten. Ihr Nacken war ein einziges Brett, ihre Kiefermuskulatur eine Kneifzange, ja ihre ganze Muskulatur war verspannt.
Sie hatte alles abklären lassen. Blut, Stuhl, Ultraschall, Magen- und Darmspiegelung, Laktose- und Fruktoseunverträglichkeit, Nahrungsmittelunverträglichkeit. Alles bestens. Einige Untersuchungen wurden auch zweimal gemacht, da sie nicht glauben konnte, dass da nichts war. Ihre Diagnose lautete: Reizmagen, bedingt durch Stress.
Sie hatte zwar keinen Stress im herkömmlichen Sinne, aber emotional hing einiges schief bei ihr. Frau T. kam mit dem Alleinleben nicht zurecht. Sie wünschte sich eine Partnerschaft. Aber immer wenn sie diese eingegangen war, zerstörte sie diese wieder durch ihr destruktives Verhalten. Die Gründe hierfür lagen in ihrer Kindheit. Sie verachtete sich regelrecht dafür, aber sie konnte nicht anders. Im tiefsten Inneren, durfte sie einfach nicht glücklich sein. Die Mechanismen waren ihr durchaus bewusst. Der Wunsch, etwas daran zu ändern, war groß. Daher ließ sie sich psychologisch begleiten. Ihre Vergangenheit konnte sie nicht ungeschehen machen, aber sie wollte lernen, trotz ihrer Vergangenheit, ein Stück Glück im Leben zu erfahren. Dieser Weg war aber äußerst uneben. Immer wenn sie an einem Knackpunkt in der Gesprächstherapie arbeitete oder Gelerntes in ihrem Leben umzusetzen versuchte, mutierte ihr Magen zur Eieruhr und ihr Darm zur Gokart-Bahn. Mit der Folge von Völlegefühl, dieser unsagbaren Übelkeit und dem wandernden Darmschmerzen. Dadurch war ihre Stimmung eine Berg und Talfahrt. Sie hatte sich von der Gesprächstherapie erhofft, dass sie beziehungsfähiger würde und mit ihrer Vergangenheit besser leben könnte. Sie hatte auch das Gefühl, dass dies so war. Insofern war es für sie der richtige Weg. Allerdings hatte sie auch erwartet, dass die Übelkeit darüber besser würde. Das war aber in keinster Weise so. Weder die Schulmedizin noch die Gesprächstherapie hatten Erleichterung gebracht. Daher wählte sie ergänzend die TCM. Frau T. hatte die Hoffnung, einerseits Übelkeit und Bauchschmerzen in den Griff zu bekommen und andererseits ihrer Psyche ein bisschen schneller auf die Sprünge zu helfen.
Wir begannen die Behandlung mit Akupunktur, zunächst zweimal, später einmal pro Woche. Zur gleichen Zeit trank Frau T. Heilkräuter. Über eine Ernährungsberatung lernte sie, was der Magen-Darm mochte und was nicht, was Übelkeit, Blähungen und Völlegefühl fördert und was es verringert. Sie kam mit der Ernährung gut zurecht. Aber trotz Akupunktur, Heilkräutern, geänderter Ernährung und Gesprächstherapie bekamen wir die Übelkeit nicht in den Griff. Die Eieruhr war, dadurch dass sie aus einem durchgehenden Stück war, sperrig und schwer abzutransportieren. Hingegen konnte sie die Gokart-Bahn in kleine Teile zerlegen. Diese konnten besser entsorgt werden, so auch ihr wandernder Bauchschmerz. Auch die Spannung in ihrem ganzen Körper ließ nach. Nur die Übelkeit blieb, egal was wir taten. Das bereitete nicht nur ihr Frust. Denn die Übelkeit war ja das, was sie am meisten störte. Wir änderten unsere Strategie. Zuvor waren die Heilkräuter vordringlich auf ihre Bauchproblematik ausgerichtet gewesen. Jetzt wurde ihre Psyche in den Vordergrund gestellt. Das brachte den Durchbruch. Sie entdeckte, dass auch die Eieruhr auseinander zu nehmen war und sie tat es auch. Die Übelkeit wurde weniger und tauchte in der weiteren Behandlung nur noch in sehr aufwühlenden Phasen der Gesprächstherapie auf. Frau T. wurde 1,5 Jahre mit Heilkräutern begleitet. Eine erneute Beziehung ging sie auch wieder ein. Als wir die Behandlung beendeten, hielt diese Freundschaft seit 6 Monaten und war harmonisch.
Frau K., 33 Jahre alt, hatte seit 6 Monaten immer wieder phasenweise Übelkeit, begleitet von Oberbauchschmerzen und einem Blähbauch. Nach dem Mittagessen fühlte sie sich aufgeblasen, wie ein Ballon. Selten kam es vor, dass sie sich aus heiterem Himmel übergeben musste. Sie war Grundschullehrerin. Für ihre Schüler war dies eine witzige Einlage und nette Unterrichtsunterbrechung, wenn sie plötzlich, wie von der Tarantel gestochen, aus dem Klassenzimmer rannte, auf die Toilette stürmte, um sich zu übergeben. Sie fand das weniger unterhaltsam. Wenn sie anschließend zurück ins Klassenzimmer kam, hatte der Klassen-Clown schon das Zepter in die Hand genommen. Er stand würgend, gestikulierend und Grimmassen schneidend vor der Klasse und ahmte sie nach. Er hatte wirklich Talent. Ihr wäre aber lieber gewesen, er würde das woanders zeigen.
Sie schien nach außen ruhig, war aber innerlich sehr nervös. Es war nicht immer einfach, vor den Kindern gelassen zu bleiben. Sie durfte vor ihnen keine Schwäche zeigen. Wenn doch, nutzten sie die direkt aus. Es war ein gnadenloses Spiel. Daher wuchs ihre Angst, sich übergeben zu müssen. Das wiederum schürte die Übelkeit, wenn sie vor der Klasse stand. Die Übelkeit stieg wie ein Wasserspiegel in ihr hoch. Beginnend im Magen, in die Speiseröhre hinter dem Brustbein aufsteigend, bis hin zum Rachen. Dann machte sich ein fahler Mundgeschmack auf ihrer Zunge breit. Manchmal dachte sie, sie seie aus Glas. Die Kinder konnten den steigenden Spiegel in ihr genau verfolgen. Sie saßen regelrecht in den Startlöchern, um die Situation zu nutzen.
Trotz all ihrer Probleme mit den Kindern hatte sie ein ernsthaftes Anliegen. Sie wollte ihnen ein gutes Fundament für ihre Zukunft mitgeben. Bei vielen Kindern mangelte es an Erziehung, Fürsorge und schulischer Unterstützung von zu Hause. Frau K. hatte den Anspruch an sich gestellt, dies auszugleichen. Alle Kinder sollten schließlich eine Chance haben.
Die Schulbehörden machten es den Lehrern nicht einfach. Ständig Änderungen, auf die sie sich einstellen mussten. War das Eine gerade abgeschlossen, mussten wieder neue Unterrichtspläne oder Anderes ausgearbeitet werden. Sie war dummerweise immer jemand, der Zusatzaufgaben aufgebrummt bekam; da sie solche Aufgaben so gewissenhaft und übersichtlich ausführte. Die Zeit, die sie dafür brauchte, ging den Kindern verloren. Aber gerade die hätten diese Zeit doch so bitter nötig gehabt. Es war frustrierend.
Auch zu Hause lief nicht immer alles ganz harmonisch. Mit ihrem Mann gab es immer wieder Streit. Es waren Kleinigkeiten, aber viele Kleinigkeiten. Es nervte und war anstrengend. Sie hätte sich manchmal etwas mehr Harmonie und Geborgenheit gewünscht. Ihr Mann stand mit beiden Füssen im Leben. Er strotzte nur so vor Gesundheit. Für ihn gab es nie irgendwelche Probleme. Daher hatte er auch kein Verständnis für ihre Übelkeit und damit verbundenen Ängste.
Vom Hausarzt hatte sie für die Übelkeit MCP-Tropfen bei Bedarf verschrieben bekommen. Ansonsten waren alle Untersuchungen unauffällig gewesen. Auch eine durchgeführte Magenspiegelung. Der Hausarzt bestätigte ihr Gefühl, dass die Übelkeit stressbedingt sei. Einer empfohlenen Gesprächstherapie stand sie aber ablehnend gegenüber. MCP-Tropfen waren zwar eine Erleichterung für die Übelkeit, aber keine Lösung für sie. Pflanzliche Tropfen hatte sie auch schon ohne Erfolg ausprobiert. Durch ihr Stöbern im Internet kam sie zum Schluss: Bauchbeschwerden mit Übelkeit, ohne fassbaren Befund, durch Stress ausgelöst, bedurften einer harmonisierenden Behandlung. Hier bot sich die TCM an. Parallel fing sie mit Yoga an.
Die Übelkeit von Frau K. verschwand unter der Behandlung mit Akupunktur und Heilkräutern sehr schnell. Sie spürte richtig, wie die Akupunkturnadeln den Spiegel ihrer Übelkeit absenken konnten. Die veränderte Ernährung trug ebenfalls dazu bei. Bauchschmerzen und Blähungen wichen. Sie hatte sich zuvor nicht schlecht ernährt. Aber durch ein paar kleine Änderungen war ihrem Magen schon sehr geholfen. Daher konnte schon nach 4 Wochen auf die Akupunktur verzichtet werden und nur mit Heilkräutern weiter behandelt werden.
An ihrer Angst, sich übergeben zu müssen, knabberte sie etwas länger, als an ihrer eigentlichen Übelkeit. Insgesamt wurde sie aber immer selbstbewusster und selbstsicherer. Dadurch kam sie auch mit den Kindern in der Schule besser zurecht. Sie konnte sich besser durchsetzen. Hierdurch waren die Kinder im Unterricht ruhiger, konzentrierter und arbeiteten mit. Sie kam ihrem Anspruch so ein Stück näher. Da der Unterricht ihr leichter von der Hand ging, machte er ihr auch viel mehr Spaß. Gegenüber ihren Kollegen konnte sie sich ebenfalls energischer durchsetzen. Jetzt waren die Anderen mal mit Zusatzaufgaben dran. Ihre emotionale Lage stabilisierte sich Schritt für Schritt, sodass die Heilkräuter nach neun Monaten abgesetzt werden konnten.
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