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Nahrungsmittelunverträglichkeit Falldarstellungen

Fall 1.

Frau J., 24 Jahre alt, Medizinstudentin, war am Rande der Verzweiflung. Sie hatte zwar immer schon einen empfindlichen Magen-Darm, aber bis vor zwei Jahren war alles noch weitestgehend normal gewesen. Und dann fing es an. Auf einmal hatte sie immer mehr Magen-Darmprobleme. Ihr Bauch war wie eine umgegangene, abgepackte Salattüte aus dem Supermarkt: Aufgeblasen, im Inneren gärend, angedaut, angematscht und kurz vor dem Platzen. Wenn man sie öffnet, spritzte einem mit Getöse eine grünliche Suddel entgegen und ein ekelhafter Gestank schoss einem in die Nase. Genau so aufgeblasen fühlte sie sich, genau so gärte und arbeitete es in ihr, genauso kam ihr Durchfall herausgeschossen und stank wie die Pest. Zunächst nur nach bestimmten Nahrungsmitteln, später fast nach allem. Es hielt auch immer länger an, bis es dann fast durchgehend war.

Sie verstand die Welt nicht mehr. Sie lebte und aß wie alle in ihrer Umgebung. Morgens ein Brötchen auf die Hand, mittags mal Mensa, mal die Dönerbude oder sonst was. Abends gab es Pizza, Brot oder auch mal Nudeln. Zwischendurch Jogurt oder Dickmilch, mal trank sie auch eine halbe Tüte Milch. Schließlich musste man ja auch mal was Gesundes zu sich nehmen. Kochen, nein Danke. Dafür fuhr sie zwischendurch nach Hause, zu Mama. Die gab etwas Gekochtes für die Woche mit. Ansonsten musste es auch so gehen. Aber irgendwie ging es nicht mehr so.

Sie ließ sich untersuchen: Magen-Darm-Spiegelung, Ultraschall vom Bauch, Blut, Stuhl. Alles war in Ordnung. Die Ärzte sagten, es läge am Essen. Toll, da war sie auch schon drauf gekommen. Endlich fand sie wenigstens einen Arzt, der einen Nahrungsmittel-Allergietest durchführte. Das Ergebnis war niederschmetternd. Sie hatte unzählige Nahrungsmittelunverträglichkeiten, dazu noch eine Laktoseintoleranz. Das Problem war nur, keiner konnte ihr helfen, egal wo sie sich vorstellte. Vereinzelte Tipps, aber keine wirkliche Lösung. Außerdem hatte sie das Gefühl, immer gleich als Psycho abgestempelt zu werden. Es war ja auch wohl kein Wunder, dass sie langsam einen an die Klatsche bekam, wenn man als wandelnde, kurz vor dem Platzen, gärende, stinkende Salattüte herumlief. Sie fühlte sich völlig unverstanden und hilflos. Das kratzte an ihrem Selbstwertgefühl.

Es lief darauf hinaus, dass sie kaum noch etwas essen konnte. Draußen schon gar nicht. Sie ernährte sich nur noch von Reiswaffeln, gekochten Kartoffeln und Möhren. Natürlich aß sie zwischendurch auch mal was anderes, das büßte sie aber dann bitter. Mit der Zeit ging ihr diese Essensweise an die Substanz. Nicht nur, dass ihr Freund auf und davon war. Sie konnte sich zum Lernen nicht mehr konzentrieren. Ihr Kopf war eine einzige Nebelglocke. Nachdem sie eine Klausur nach der anderen verhaute, setzte sie sich mit ihren Eltern zusammen. Denn so konnte es nicht weiter gehen. Ihre Mutter schwor auf TCM. Sie wollte es versuchen.

Wir begannen die Behandlung mit TCM sehr behutsam. Ihr Körper war so geschwächt und durcheinander, dass er auf alles überreagierte. Ihre emotionale Lage war so aufgewühlt, dass erst einmal wieder Ruhe einkehren musste. Bei der Akupunktur vertrug sie nur sehr wenige Nadeln. Aber ein paar reichten schon aus, um ihre Seele zu harmonisieren. Sie empfand die Akupunktur als sehr angenehm, entspannend und erholsam. Sie bekam auch Heilkräuter zu trinken, die ihren Magen-Darm wieder aufbauten, stärkten, harmonisierten und ihn zur Verdauung anregten. Aber nur in ganz kleinen Mengen, ein Drittel der normalen Dosis. Dies vertrug sie auch. Später konnten wir die Dosierung langsam steigern.

Parallel machten wir uns an die Ernährung. Das war das Schwierigste. Denn sie sollte zunächst nur noch alles gekocht essen. Ihre Basis war das, was sie sicher vertrug: Möhren, Kartoffeln gekocht und Reiswaffeln. Jede Woche nahm sie zwei bis drei Nahrungsmittel mehr in ihren Essensplan auf. Wenn ihr Magen-Darm auf eins der Nahrungsmittel reagierte, wurde es erst mal wieder hinten angestellt und zu einem späteren Zeitpunkt noch mal ausprobiert. So wuchs die Anzahl an Nahrungsmittel, die sie vertrug, langsam. Und immer häufiger waren auch Nahrungsmittel darunter, auf die sie laut Bluttest eigentlich mit einer Unverträglichkeit hätte reagieren müssen. Auch konnte sie Milchprodukte in kleinen Mengen wieder in ihren Essensplan aufnehmen, was zuvor undenkbar war.

Es dauerte über ein Jahr, bis alles wieder so lief, wie es sein sollte. Frau J. war klar, dass sie sich auch in Zukunft um eine Magen-Darm-freundlich Ernährung kümmern musste. Aber dazu war sie bereit, denn schließlich konnte sie durch die veränderte Ernährung und mit Hilfe von Akupunktur und Heilkräutern wieder fast alles essen und zwar ohne Blähungen, Völlegefühl oder Durchfall zu bekommen.

Fall 2.

Herr Q., 47 Jahre alt, war ein Gesundheitsfanatiker. Er trieb regelmäßig Sport, meditierte mindestens eine Stunde am Tag. Er trank keinen Alkohol oder Kaffee, rauchte nicht, ging immer früh ins Bett. Er achtet sehr auf seine Ernährung. Sie war angereichert mit viel Obst, Salat, Gemüse, Müsli, vielen Milchprodukten. Alles Bio. Fleisch kam für ihn nicht in Frage. Fisch oder Geflügel nur selten, zu Eiern musste er sich eher zwingen. Seine Kollegen bei der Arbeit hatten ihm schon einen Heiligenschein verliehen.

Daher verstand er auch gar nicht, wieso er auf einmal, nach einem lächerlichen Magen-Darm-Infekt, immer wieder Bauchschmerzen bekam. Sein Bauch glich einer Achterbahn. Bauchkrämpfe gingen hoch und runter, manchmal schlugen sie Loopings. Er konnte die Wagen in seinem Bauch als regelrechte verkrampfte, wandernde Darmschlingen verfolgen. Wenn sie dann ausgiebig durch seinen Bauch gerauscht waren und die Fahrt dem Ende zuging, verspürte er einen plötzlichen, nicht verschiebbaren Stuhldrang. Auf der Toilette schoss ihm aus dem Darm ein Gemisch von Luft und schleimigen, breiigen, matschigem Durchfall, begleitet von lautem Getöse. Es glich einer Druckentleerung. Viele Nahrungsmittel, die er bis dahin vertragen hatte, setzten nun die Achterbahn in seinem Bauch in Gang.

Er hatte für solche Kinkerlitzchen gar keine Zeit. Er war ein vielbeschäftigter Mann. Als Abteilungsleiter arbeitete er teilweise 10 Stunden am Tag, oft auch Samstags, meist unter großem Zeitdruck. Gerade aus diesem Grund bemühte er sich, so gesund wie möglich zu leben und zu essen, damit er dem standhalten konnte. Nun entpuppten sich aber seine Bauchkrämpfe, Blähungen und Durchfall nicht nur als ein vorübergehendes Problem, sondern etablierten sich als Dauerzustand. Sie beeinträchtigten seine Arbeit und Leistungsfähigkeit. Die Achterbahn in seinem Bauch musste so schnell wie möglich weg.

Alles ließ er untersuchen. Es ergab sich eine Laktoseintoleranz und eine Pilzbesiedlung im Darm mit Candida. Davon hatte er schon mal gehört. Aber wieso er jetzt eine Milchunverträglichkeit und einen Darmpilz hatte oder bekommen hatte, leuchtete ihm nicht ein. Ihm blieb ja nichts anderes übrig: Er schluckte zwei Wochen ein Pilzmittel und unterwarf sich anschließend einer teuren und lang andauernden Darmsanierung. Von nun an verzichtete er auf Süß und seine heiß geliebten Milchprodukte. Alles war jetzt laktosefrei. Die Bauchkrämpfe, Blähungen und Durchfall waren zunächst auch deutlich gebessert, aber nicht ganz verschwunden. In den nächsten Monaten schlichen sich die Beschwerden, trotz Weglassen von Milchprodukten, wieder mehr und mehr erneut ein. Anfangs traten sie nur nach dem Essen auf, später wachte er schon morgens damit auf. In besonders stressigen Zeiten verschärfte sich das Bild noch einmal. Ratlosigkeit machte sich breit, da er sich an alles, was man ihm empfohlen hatte, hielt.

Eine erneute Untersuchung, nun nach einem Jahr, ergaben mehrere Nahrungsmittelunverträglichkeiten und schon wieder eine Pilzinfektion des Darms. Die Empfehlung des Arztes war eine erneute Pilzbehandlung, Darmsanierung und das Vermeiden der gefundenen, unverträglichen Nahrungsmittel. Das überzeugte ihn nicht. Wie oft sollte er denn noch in seinem Leben irgendwelche Pilzmittel und anderes schlucken. Nicht nur, dass er immer noch keine Milchprodukte essen konnte, jetzt kam auch noch Weizen, Roggen, Ingwer, diverse Gemüse- und Obstsorten hinzu. In einem weiteren Jahr wäre die Liste sehr wahrscheinlich noch viel länger geworden. Was konnte er denn dann noch essen? Er hatte doch wohl ein grundsätzliches Problem. Das wollte er gefunden und behandelt haben. Anscheinend konnte ihm die Schulmedizin dabei nicht helfen, daher wechselte er das Lager. So landete er bei der TCM und bei mir.

Herr Q. war zunächst etwas skeptisch, wieso seine einzelnen Nahrungsmittel, auf die er angeblich eine Überempfindlichkeit hatte, nicht im Vordergrund seiner Behandlung standen. Vielmehr wurde das Augenmerk auf seine generelle Ernährung, Arbeitsalltag, Konstitution, die einzelnen Bauchbeschwerden und sonstige Befindlichkeitsstörungen gelegt. Die Erklärung leuchtete ihm dann aber ein. Der ursprüngliche Magen-Darm-Infekt war sehr wahrscheinlich nicht der Auslöser seiner Beschwerden, sondern nur das I-Tüpfelchen, das alles in Gang gesetzt hatte. Es traf auf einen Körper und Magen-Darm, der durch die vorherige Ernährungsweise, stressige Lebensführung und Konstitution Angriffsfläche geboten hatte. Nachdem der Magen-Darm-Infekt weg war, stellte sich der Ausgangszustand nicht mehr ein, da sich die Problematik verselbstständigt hatte. Die immer größer werdende Liste der unverträglichen Nahrungsmittel und die Pilzbesiedlung waren nur noch eine Kettenreaktion. Wir mussten uns um den Aufbau seines Magen-Darms, die Art und Weise seiner Ernährung und um seinen Stresslevel kümmern, nicht um seine Unverträglichkeit gegen Weizen oder Sonstiges.

Genau das taten wir mit Hilfe von Akupunktur und Heilkräutern. Er erhielt zweimal in der Woche für 3 Monate Akupunktur. Nebenher trank er zweimal am Tag Heilkräuter, die sich alle zwei bis drei Wochen in ihrer Zusammensetzung änderten. Ein weiterer zentraler Punkt seiner Behandlung war die Veränderung seiner Ernährung. Die wichtigste Botschaft für ihn war: weniger roh, mehr gekocht, mehr warm, Magen-Darm freundliche Zubereitung. Seine ursprüngliche Ernährung war ja gar nicht so falsch. Die Zubereitung musste nur ein wenig abgeändert werden. Alle Nahrungsmittel, die er eindeutig nicht vertrug, sollte er zunächst weglassen, unabhängig von dem, was getestet wurde.

Neben dem verändertem Essen, leistete er auch noch einen weiteren Beitrag. Er arbeitete weniger. Er delegierte mehr, organisierte besser und schrie nicht mehr bei jeder Zusatzaufgabe „Hier“, sondern nur bei wichtigen Dingen.

Die Behandlung zeigte Erfolg. Die Achterbahn in seinem Bauch ging immer seltener los. Sie war auch nicht mehr so anschaulich durch ihre fortbewegende Darmwalze zu verfolgen. Ihre Strecke wurde immer kürzer, bis die Achterbahn ganz abgebaut wurde. Druckentleerungen des Darms kamen nur noch sehr selten vor. Der Stuhl wurde fester, die Blähungen weniger, der Bauchschmerz war weg. Mit großer Freude konnte er immer mehr Nahrungsmittel, auf die er zuvor reagiert hatte, wieder auf seinen Einkaufszettel schreiben. Selbst Milchprodukte funktionierten in kleinen Mengen wieder. Nach einem knappen Jahr kam er ohne die Heilkräuter, nur mit seiner geänderten Essensweise und einer stressärmeren Lebensart, aus.