Magengeschwüren und Zwölffingerdarmgeschwür entstehen durch ein Ungleichgewicht zwischen den Schutzmechanismen der Schleimhaut von Magen- und Zwölffingerdarmwand, gegenüber den aggressiven Verdauungssäften, Magensäure und Gallenflüssigkeit.
Ihre Magenschleimhaut bildet in verschiedenen Zelltypen sowohl Magensäure, als auch einen alkalischen Schleim. Der alkalische Schleim legt sich, wie eine Schutzschicht über Ihre Magenschleimhaut und schirmt sie so vor der aggressiven Magensäure oder Gallenflüssigkeit ab. Die Zwölffingerdarmwand wird durch die alkalischen Verdauungssäfte vor der Magensäure geschützt. Ein weiterer Schutzmechanismus in Magen und Zwölffingerdarm ist eine gute Durchblutung der Schleimhaut. So wird sie ausreichend genährt. Sie braucht die Energie, um ausreichend alkalischen Schleim zu bilden und defekte Stellen schnell genug reparieren zu können.
Auf der anderen Seite ist die äußerst aggressive Magensäure. Sie ist nur zum Teil für die Zerkleinerung Ihrer Nahrung zuständig. Ihre Hauptaufgabe ist, Viren, Bakterien oder Pilze, die Sie über die Nahrung aufnehmen zu vernichten, um Sie vor Infektionen zu schützen. Sie ist sozusagen Ihr körpereigenes Viren-, Bakterien und Pilzvernichtungsmittel. Verschiedene Ursachen können nun dafür verantwortlich sein, dass mehr Magensäure produziert wird, als Sie benötigen. Ist kein ausreichender Gegenspieler da, zerstört sie nicht nur Bakterien und Viren, sondern auch Ihre eigene Magen- oder Zwölffingerdarmwand.
Für ein besseres Verständnis, was diese unterschiedlichen Krankheitsauslöser in Ihrem Magen-Darm bewirken und wie sie sich gegenseitig beeinflussen, ist die Betrachtung von Aufbau, Aufgaben und Vorlieben des Magen-Darm-Traktes sehr hilfreich. Dies wird sehr anschaulich und phantasiereich unter dem Punkt Magen-Darm-Trakt dargestellt.
Es besteht also ein Missverhältnis zwischen Schutz und angriffslustigen Verdauungssäften. Häufig sind beide Faktoren beteiligt und meistens sind auch mehrere Ursachen dafür verantwortlich. Dieses Gleichgewicht wird am häufigsten, zu 90%, gestört durch eine Helicobacter pylori Infektion und/oder die Einnahme von entzündungshemmenden Schmerzmitteln. Dabei macht der Anteil der Helicobacter pylori Infektion beim Zwölffingerdarmgeschwür ca. 80-95% und beim Magengeschwür ca. 75% aus. Allerdings haben 50% der gesamten Bevölkerung in Deutschland eine Helicobacter pylori Besiedlung im Magen-Darm, und davon bekommt nur ein Bruchteil ein Geschwür. Also muss es noch entscheidende andere Ursachen, außer Helicobacter pylori und Schmerzmittel geben, die zusätzlich das Gleichgewicht kippen, damit es zu einem Magengeschwür oder Zwölffingerdarmgeschwür kommen kann. Und dies sind Ernährung, Stress und Schwäche des Magen-Darms.
Das Geschwür ist eine Wunde mit akuten Entzündungszeichen bis in die tieferen Wandschichten. Wunde und Entzündung entstehen z.B. durch Hitze. Wenn Sie sich verbrennen, wird die Haut, bei einer geringen Verbrennung an der Stelle rot, sie schwillt an, schmerzt und ist überwärmt. Wenn Sie sich stärker verbrannt haben, wird Hautgewebe zerstört, es entsteht eine Wunde. Der Bereich, in dem Sie sich verbrannt haben, ist entzündet und fühlt sich heiß an. Zusätzliche Wärme von außen würde die Entzündung und den Schmerz verschärfen und das Abheilen der Wunde behindern. Genau so ist es mit Ihrem Magengeschwür und Zwölffingerdarmgeschwür. Es ist eine Wunde in der Schleimhaut, die durch Hitze entstehen kann und durch Hitze sich verschlechtert. Daher gilt in der TCM das Magengeschwür und Zwölffingerdarmgeschwür als Hitze Erkrankung.
Genussmittel, wie Kaffee, Tabak, Alkohol, vor allem hochprozentiger Alkohol, sowie scharfe Gewürze wirken erhitzend in Ihrem Körper. Sie bringen Hitze in Ihren Magen-Darm. An Ihrer Magen- oder Zwölffingerdarmwand führt die Hitze der Genussmittel und Gewürze zu einer, Rötung, Schwellung, Überwärmung, Schmerz: Eine Entzündungsreaktion. Eventuell ist die Hitze so groß, dass eine Wunde, Geschwür, entsteht. Alkohol reizt zusätzlich durch seine Schärfe die Schleimhäute. Die Entzündung nimmt noch mal zu.
Weiterhin trocknet Hitze aus. Auch Ihre Haut, die nach der Verbrennung an zu heilen beginnt, ist trocken und schuppig. Sie hat durch die Hitzeeinwirkung Feuchtigkeit verloren. Ihrer Magen- und Zwölffingerdarmwand fehlt ebenfalls Feuchtigkeit, durch die Hitzeinwirkung von den Genussmitteln oder scharfen Gewürzen.
Zusätzlich regen Genussmittel und scharfe Gewürze eine übermäßige Bildung von Magensäure an. Sie kann die, durch die Hitze, entzündliche und trockene veränderte Schleimhaut von Magen und Zwölffingerdarm leicht angreifen. So können Genussmittel, über dieses Ungleichgewicht, zu einem Magengeschwür oder Zwölffingerdarmgeschwür führen oder ihre Abheilung verhindern.
Fettige Nahrungsmittel unterstützen Magengeschwüre und Zwölffingerdarmgeschwüre. Sie sind schwer verdaulich, daher verweilen sie zu lange im Magen und fördern so eine übermäßige Magensäureproduktion.
Ein hoher Fleischkonsum kann ebenfalls zur Bildung eines Geschwürs beitragen. Zum einen ist Fleisch häufig fettig. Damit ist es schwer verdaulich, mit der Folge einer vermehrten Magensäurebildung. Zum anderen sind die meisten Fleischsorten wärmend. Über die Erwärmung, Hitze, fördern sie eine Entzündung in der Magen-Darm-Wand und so eine Geschwür-Bildung.
Ein Übermaß an sauren Nahrungsmitteln, wie Frucht-Säfte, Zitrusfrüchte oder Wein, verstärken die Wirkung der Magensäure, durch ihren Säuregehalt.
Stress und emotionale Belastung sind weitere Ursachen von Magengeschwür und Zwölffingerdarmgeschwür. Rein schulmedizinisch gesehen ist die häufigste Ursache das Bakterium Helicobacter pylori. Aber er gibt Millionen von Menschen, bei denen eine Magenbesiedelung des Helicobacter pylori vorliegt, ohne jegliche Probleme. Sie haben durch den Keim zwar eine erhöhte Magensäureproduktion, aber kein Geschwür. Es bedarf einer weiteren Komponente, um Ihr Gleichgewicht zu kippen. Und das ist häufig Stress, Hektik oder emotionale Belastung.
Stress als Auslöser eines Geschwürs durch Verbrennung, Beatmung, Schock, Schädel-Hirn-Trauma ist in der Schulmedizin durchaus anerkannt. Wobei psychischer Stress als Ursache nicht wissenschaftlich belegt ist. Aber nicht alles muss unbedingt in dieser Form belegt sein. Beobachtung und Befragung sind manchmal wertvoller, als eine randomisierte Studie.
Stress, Hektik, nicht verarbeitete Emotionen, vor allem Frust, Zorn, Wut und die ständige Sorge, stören das Gleichgewicht und die Harmonie Ihres Körpers. Es ist nicht der Frust, den Sie an der nächsten Ecke ablassen, sondern der Frust, den Sie tagtäglich schlucken und in sich hineinfressen. Die Energie kann nicht mehr frei fließen und verknotet sich. Das tut sie genau da, wo Ihre Schwachstelle ist. Ist es der Kopf, bekommen Sie Kopfschmerzen. Ist es der Darm, bekommen Sie Durchfall, Bauchschmerzen oder einen Blähbauch. Ist es Ihre Muskulatur, bekommen Sie Nackenschmerzen oder fangen an, in der Nacht mit den Zähnen zu knirschen. Ist es Ihr Magen, bekommen Sie Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, eine Magenschleimhautentzündung und im schlechtesten Fall ein Magengeschwür oder Zwölffingerdarmgeschwür. Wie stark Ihre Reaktion ist, hängt ab von Ihrem Stresslevel, Ihrer Fähigkeit, mit Stress umzugehen, Ihren Ernährungsgewohnheiten, der Widerstandsfähigkeit Ihres Magens.
Physiologisch läuft in der Magenwand bei Stress, Hektik oder emotionaler Belastung das Gleiche ab, wie bei der Gastritis beschrieben. Wenn Sie einer Tigerherde, Ihrem fauchendem Chef, Ihren mobbenden Kollegen, Ihrem streitlustigen Mann oder Ihrem eigenen, nicht akzeptablem Ich gegenüber stehen, passiert in Ihrem Körper immer das Gleiche: Über Ihren Ärger, Frust, Wut, Rachelust oder Schuldgefühle versetzten Sie Ihren Körper in Alarmzustand. Dieser Alarmzustand führt zu den gleichen Reaktionen, wie noch in der Steinzeit, um Ihr Überleben zu sichern: Die Blutzufuhr aller nichtlebensnotwendigen Organen, so auch Ihres Magen, wird gedrosselt und umgeleitet in Ihre Muskulatur. Denn sie muss jetzt alle Energie und alles Blut zur Verfügung gestellt bekommen, was Sie haben, um anzugreifen oder wegzurennen. Ist solch ein Ereignis einmalig, bekommen Sie vielleicht Magenschmerzen, Kopfschmerzen oder schlafen eine Nacht nicht gut. Sind Sie aber jemand, der durch sein Leben rast und sich dabei regelmäßig zerreißt oder stehen Sie einem Dauerproblem, welchen auch immer, gegenüber, bekommen Sie weitaus mehr Probleme. Je jünger und kräftiger Sie sind, je länger kompensieren Körper und Magen die Untervorsorgung. Bei längerem Bestehen passiert durch die mangelnde Durchblutung folgendes: Zellen in Ihrer Magenschleimhaut sterben vermehrt ab. Die untergegangenen Zellen führen zu einer Entzündungsreaktion. Die Blut- und damit Energieversorgung reicht nicht aus, um genügend schützenden alkalischen Schleim zu bilden. Sie reicht auch nicht aus, um schnell genug die untergegangenen Zellen zu entsorgen und wieder zu ersetzten. Beim Hinzukommen von einem weiterem Faktor, z.B. einer Helicobacter pylori Besiedlung oder regelmäßigem Kaffee- oder Alkoholkonsum, steigt zusätzlich die Magensäureproduktion. Es kommt zur Magenschleimhautentzündung und im weiteren Verlauf vielleicht zu einem Magengeschwür oder Zwölffingerdarmgeschwür.
Eine Schwäche Ihres Magen-Darms ist sicherlich kein Auslöser für Magengeschwüre oder Zwölffingerdarmgeschwüre, aber sie kann die Basis bilden. Ein geschwächter Magen-Darm wird nicht so gut durchblutet, bildet weniger alkalischen Schleim zum Schutz, hat eine eingeschränkte Regenerationsfähigkeit bei Schäden.
Ursache für einen schwachen Magen-Darm kann in einer jahrelangen Fehlernährung liegen. Ein weitere Ursache kann Überarbeitung sein. Zu viel Arbeit und zu wenig Erholung schwächen Ihren ganzen Körper. Die Schwäche, die Sie als Erschöpfung, mangelnde Leistungsfähigkeit oder Infektanfälligkeit bemerken, zeigt sich in Ihrem Magen durch einen mangelnden Schutzmechanismus.
Sie können die Schwäche Ihres Magen-Darms auch von Ihren Eltern geerbt haben. Ein Hinweis darauf ist, dass Sie schon seit Ihrer Kindheit Magen-Darmprobleme haben und vielleicht auch Ihre Eltern darunter leiden. Hier liegt auch vielleicht der Grund, wieso Sie ein 3fach erhöhtes Risiko haben, an einem Geschwür zu erkranken, wenn Ihre Verwandten ersten Grades auch schon eines hatten.
Das Bakterium Helicobacter pylori ist, mit ca. 75%, am häufigsten an der Entstehung des Magengeschwürs und mit ca. 80-95% des Zwölffingerdarmgeschwürs beteiligt. Der Keim Helicobacter pylori hat die Fähigkeit, in der Magensäure zu überleben. Weiterhin kann er durch die schützende Schleimschicht Ihrer Magenschleimhaut schwimmen und sich an der innersten Schicht, dem Epithel, festsetzten. Hier beeinflusst er die Schutzfunktionen Ihrer Magenschleimhaut. Er setzt sie herab. Zur gleichen Zeit sorgt der Helicobacter pylori für eine Entzündungsreaktion in Ihrer Schleimhaut. Weiterhin regt er in Ihrem Magen eine vermehrte Magensäureproduktion an. Mehrere Prozesse sind also an der Entstehung eines Geschwürs durch Helicobacter pylori beteiligt: Fähigkeit in der Magensäure zu überleben, durch den schützenden Schleim zu schwimmen, sich an der Magenwand anzuheften, eine Entzündungsreaktion in Gang zu setzen und die Magensäureproduktion anzuregen. Hierüber wird sowohl die Magenwand als auch die Zwölffingerdarmwand angreifbarer. Es entsteht zunächst nur eine Schleimhautentzündung. Hieraus kann sich dann ein Geschwür entwickeln.
Im Extremfall ist der Helicobacter pylori an der Bildung von Magenkrebs beteiligt.
Schmerzmittel und Kortison sind häufig verantwortlich für Ihr Magengeschwür oder Zwölffingerdarmgeschwür. Unter ihnen treten vermehrt mehrere Geschwüre nebeneinander auf, sowohl im Magen, wie auch im Zwölffingerdarm. Selbst der gesamte Darm kann betroffen sein. Durch sie kommt es häufig zu einer Blutung aus dem Geschwür. Es betrifft die entzündungshemmenden Schmerzmittel (nichtsteroidale Antiphlogistika), wie Acetylsalycilsäure (Aspirin®), Diclofenac, Ibuprofen, Indometacin, Naproxen und Piroxicam. Die Einnahme von Kortison alleine verursacht meistens kein Geschwür. Aber die alleinige Einnahme von entzündungshemmenden Schmerzmitteln erhöht das Risiko eines Geschwürs um den Faktor 4. Schmerzmittel und Kortison kombiniert lassen das Risiko um den Faktor 15 steigen.
Die entzündungshemmende Komponente von Schmerzmittel und Kortison ist für die Schädigung Ihrer Magenschleimhaut über mehrere Mechanismen verantwortlich. Durch mangelnde Prostaglandin-Bildung wird mehr Magensäure zur Verdauung in Ihren Magen abgegeben als benötigt wird. Die Magensäurekonzentration ist also zu hoch. Weiterhin ist durch die verringerte Prostaglandin-Bildung der Schutz Ihrer Schleimhaut von Magen und Zwölffingerdarm herabgesetzt. Zum einen darüber, dass zu wenig schützender Schleim gebildet wird, zum anderen, dass die Durchblutung in den Wandschichten abnimmt. Durch die mangelnde Durchblutung funktionieren Reparaturen an geschädigten Schleimhautstellen nicht mehr ausreichend und schnell genug. Eine direkte toxische Schädigung Ihrer Schleimhaut durch den unmittelbaren Kontakt mit dem Schmerzmittel spielt eher eine untergeordnete Rolle. Da Schmerzmittel, die über Spritze oder Zäpfchen verabreicht werden, genau so häufig zu einem Geschwür führen, wie geschluckte Tabletten. Hauptverantwortlich ist also eine zu hohe Magensäurekonzentration, zu wenig schützender Schleim, zu geringe Durchblutung und damit mangelnde Regenerationsfähigkeit Ihrer Schleimhaut.
Das Gefährliche an einem Geschwür durch Medikamente ist, dass, durch die schmerzstillende Komponente, das Haupt Symptom, Ihr empfundener Schmerz, genommen wird. Nur in einem Drittel der Fälle empfinden sie als Warn-Signal Schmerzen. So bemerken Sie Ihr Geschwür erst, wenn gravierende Folgen auftreten, wie Blutung oder ein Magen-Durchbruch. Andererseits hat die Hälfte der Patienten, die Schmerzmittel oder Kortison einnehmen, Magen-Darmprobleme, ohne dass ein Geschwür vorliegt.
Genetische Faktoren, Überfunktion der Nebenschilddrüse und vermehrter Rückfluss von Gallenflüssigkeit in den Magen tragen zur Bildung von Magengeschwür oder Zwölffingerdarmgeschwür bei. Auch Tumore, wie beim Zollinger-Ellison-Syndrom führen häufig zu multiplen Geschwüren im Magen, Zwölffingerdarm, aber auch im weiteren Dünndarm.
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