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Colitis ulcerosa und Morbus Crohn Falldarstellungen

Fall 1.

Bei Herrn R., 35 Jahre alt, wurde vor 5 Jahren die Diagnose Colitis ulcerosa gestellt. Der erste Schub trat während der Trennung von seiner damaligen Frau auf. Nach seinen Berichten war es eine Schlammschlacht gewesen. Die notwendigen Untersuchungen wurden, wegen der starken und schmerzenden blutigen Durchfälle, umgehend in die Wege geleitet. Dadurch stand die Diagnose schnell fest. Nur der Enddarm war betroffen gewesen. So genügten lokale Medikamente. Nach dem akuten Schub nahm er noch 2 Jahre lang Salofalk® als Zäpfchen. Sein Leben hatte sich stabilisiert.

Bevor Herr R. zu mir kam, hatte sich das Blatt aber gewendet. Sechs Monate zuvor hatte er einen neuen Job, in der Baubranche, begonnen. Er hatte gewechselt, um die Karriereleiter schneller nach oben zu steigen. Man hatte ihm viele Versprechen gegeben und Aufstiegsmöglichkeiten in Aussicht gestellt. Es entpuppte sich aber alles anders. Sein Chef hatte einen Arbeitsesel und Mülleimer für seine schlechten Launen gesucht. Sein Arbeitstag ging oft bis spät abends, samstags arbeiten, war selbstverständlich, ständiger Termindruck. Ein freundliches Wort oder Lob gab es nicht, dafür Kritik reichlich.

Er wollte nicht so schnell aufgeben und für eine gewisse Zeit aushalten, um sich anschließend aus dieser Position weiter zu bewerben. Allerdings verspürte er seit mehreren Monaten immer wieder starke, durch seinen Bauch wandernde Schmerzen. Ihm war, als ob ein Panzer durch seinen Bauch fuhr, der sich immer wieder bei Stress in Bewegung setzte. Er selber war dabei sein größter Feind. Anfänglich waren es nur Fahrten zur Abschreckung. Da er sich aber nicht abschrecken ließ, brach der Krieg dann doch aus. Das Ergebnis waren blutige, schleimige, schmerzende Stuhlgänge, bis zu 13 mal am Tag. Ein neuer Schub der Colitis ulcerosa. Diesmal war das Schlachtfeld größer: der Enddarm und noch ein Teil des linken Dickdarms waren befallen. Die Behandlung begann sofort. Allerdings mit weniger gutem Erfolg als beim ersten Mal. Durch die lokale Behandlung von Salofalk® und Kortison war der Schub nicht in den Griff zu bekommen. Die blutigen Stühle und der Bauchschmerz wurden zwar weniger, aber sie gingen nicht weg. Die Geschosse, die er gegen sich aufgefahren hatte waren zu durchschlagend. Nicht nur sein Darm wurde dadurch angegriffen, sondern auch seine Psyche. Er sprang schnell aus der Haut und wurde aggressiv, er erkannte sich selbst nicht wieder. Ganz abgesehen von der Unruhe und dem Schlaf: ständiges Aufwachen, starkes Schwitzen und wirre Träume. Sie handelten von Krieg und Tod, Blut floss.

Die Ärzte empfahlen die Umstellung der Behandlung. Kortison und Salofalk® in Tabletten-Form. Im Internet hatte er nichts Gutes darüber gefunden. Daher wollte er keine Tabletten schlucken. Ihm war außerdem klar, dass seine psychischen Probleme, seine Arbeitsbelastung und sein Chef nicht mit Kortison zu lösen waren. Er wollte sein Krankheitsbild ganzheitlich angehen. Im Internet fand er positive und negative Kommentare zur TCM, was die Behandlung mit Colitis ulcerosa anging. Sie konnte jedenfalls mehr auf emotionale Probleme eingehen. Ein Versuch war es wert. Denn er wollte seinen Job nicht aufgeben.

Wir begannen die Behandlung mit Heilkräutern und Akupunktur. Die schulmedizinischen Medikamente, als lokale Behandlung, nahm Herr R. weiter. Unter der Behandlung wurden die kriegerischen Auseinandersetzungen in seinem Bauch seltener, sie verliefen milder. Sie hörten aber nicht ganz auf. Die Lage war instabil. Durchfall mit Bauchkrämpfen traten nur noch ein- bis zweimal morgens auf. Blut und Schleim waren immer mal wieder untergemischt. Die emotionale Lage änderte sich nur gering. Alle Gespräche über die Arbeit und eine eventuelle Änderung waren zunächst fruchtlos. Beim Thema Arbeit kamen sofort Tränen, seine Stimme wurde zittrig und sein Hals wurde von großen, roten Flecken übersäht. Aber er war emotional und körperlich anscheinend noch nicht weit genug in die Ecke gedrängt worden, um einer Kehrtwende zuzustimmen. Er hatte sich erhofft, dass die TCM in Begleitung der Schulmedizin es so weit richten würden, dass er durchhalten könnte. Dafür war er bereit, Zeit und Geld zu investieren und wenn es sein musste, sich auch an die Ernährungsempfehlungen zu halten. Die Behandlung zog sich so drei Monate hin, alle Symptome waren gebessert aber nicht weg. Herr R. trat auf der Stelle.

Nachdem Herr R. wieder zwei Wochen aus dem Urlaub zurück war, eröffnete er mir, dass er einen Auflösungsvertrag mit seiner Firma vereinbart hatte. Er würde nur noch ein paar Tage dort arbeiten, um seine Projekte abzuschließen. Was war passiert? Herr R. war drei Wochen im Urlaub gewesen. Während des Urlaubs hatte er unter den Medikamenten und Heilkräutern keinerlei Probleme mehr gehabt: normaler Stuhl, kein Blut oder Schleim, keine Bauchschmerzen, perfekter Schlaf, gute Stimmung. Er hatte gedacht: „Das war’s!“ Kaum zurück und wieder bei der Arbeit, fing alles wieder an: schmerzhafte Durchfälle mit Blut und Schleim, Schlafstörungen und das heulende Elend. Das Kriegsende war nur vorgetäuscht gewesen, es war lediglich ein kurzer, täuschender Waffenstillstand. So krass hatte er das noch nie erlebt. Nun war er bereit, die Reißleine zu ziehen. Er wollte Frieden. Er kündigte.

Das Friedensangebot an sich kam auch schnell bei seinem Darm und Geist an. Die Darmproblematik besserte sich zusehends, Stimmung und Schlaf ebenfalls. Kortison konnte abgesetzt werden. In Friedenszeiten widmet man sich dem Wiederaufbau. Das machten wir auch bei ihm über Heilkräuter, Ernährung und Akupunktur: Stärkung des Magen-Darms, Auffüllung der Energiereserven, Wiederherstellung der Harmonie von Körper und Geist.

Schon nach einem Monat hatte Herr R. eine neue Stelle. Sie entsprach der vorherigen Position. Auch hier musste er viel arbeiten, aber unter akzeptablen Bedingungen: freundlicher Chef, nette Kollegen und freies Wochenende. Trotz Druck in der neuen Stelle und Einarbeitung hielt sein Darm stand. Er fühlte sich wohl und leistungsfähig. Herr R. hatte gelernt, zum Erhalt des Friedens, immer wieder Verhandlungen zwischen seinen zwei Fronten zu führen: Wünschen, Vorstellungen, Emotionen einerseits, Körper und Seele anderseits. Unter Salofalk® Zäpfchen, Heilkräutern und geänderter Ernährung verschwanden auch die Verdauungsprobleme, mit denen er sonst im schubfreiem Intervall zu kämpfen hatte, wie Blähungen, Völlegefühl, Oberbauchschmerzen und Aufstoßen bei Stress. Akupunktur wurde nur sporadisch durchgeführt. Immer nur dann, wenn Herr R. merkte, dass er unter Druck geriet und einen zusätzlichen Vermittler zwischen den Fronten brauchte. So erhielt er sich Lebenslust und Leistungsfähigkeit.

Fall 2.

Frau O. 61 Jahre alt, 168 cm groß, 65 kg, Krankenschwester von Beruf, litt seit ihrem dreißigstem Lebensjahr an einer Colitis ulcerosa. Schübe traten alle 2-7 Jahre auf, meist ausgelöst durch Stress. Ein Basismedikament hatte sie früher einmal eingenommen, aber dann irgendwann abgesetzt. Gewöhnlich bekamen die Ärzte die Schübe mit der lokalen Gabe von Kortison und Salofalk® in den Griff. Selten hatte sie die Medikamente auch schlucken müssen. Früher verliefen die Schübe mit blutigen, schleimigen Durchfällen, begleitet von Bauchkrämpfen, Darmgeräuschen und übel riechenden Blähungen. Zwischen den Schüben ging es ihr natürlich besser. Aber der Stuhl war trotzdem schleimig und breiig. Viel schlimmer waren ihre ständigen Begleiter: Müdigkeit, niedergedrückte Stimmung und Schlafstörungen.

Der Tod ihres 30 jährigen Sohnes, der bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, löste einen erneuten Schub der Colitis ulcerosa aus. Diesmal hat sie allerdings keine Durchfälle, wie früher, sondern Verstopfung. Sie konnte nicht loslassen, nicht von ihrem Sohn und so auch nicht ihren Stuhl. So hart, wie die Situation für sie war, so hart war auch ihr Stuhl. Dem Stuhl war Blut und wässriger Schleim beigemengt. Es war, als entspränge das Blut ihrem blutenden Herzen, der wässrige Schleim ihren Tränen, die sie nicht weinen konnte. Ständig hatte sie einen wandernden, äußerst unangenehmen Schmerz im gesamten Bauchraum. Es war die sich dahin ziehende, nicht endende, durch ihren Bauch wandernde Trauerprozession. Die Bitterkeit ihres Lebens schmeckte sie tagtäglich als bitteren Mundgeschmack.

Unter der schulmedizinischen Medikation, welche ihr sonst zwar langsam, aber immerhin geholfen hatte, trat diesmal keine Besserung ein. Wie sollte auch. Ihr Überlebenswille war gebrochen worden. Ihr war der Lebensinhalt, ihr Kind, genommen worden. Die Ärzte waren hilflos gegen ihre Hoffnungslosigkeit. So wollten sie zu stärkeren Mittel greifen. Sie lehnte dies aber ab. Ihre Freundin hatte allerdings Lebensenergie und Beharrlichkeit für zwei. Nur unter ihrem ständigen Druck gab sie nach, neben der schulmedizinischen eine alternative Behandlung zuzulassen.

Nach Beginn der TCM Behandlung kam langsam eine Wende. Das Prinzip war, über Akupunktur und Heilkräuter behutsam Körper und Seele in die Lage zu setzten, loszulassen, sich in Bewegung zu setzen und sich zu öffnen. Es funktionierte. Als erstes setzte sich der Stuhlgang wieder in Gang. Dem folgte langsam der Trauerprozess. So wie sie die ersten Schritte des Loslassens begann, so konnte sie auch ihren Stuhl wieder loslassen. Durch die zugelassene Trauer konnte Frau O. endlich über den Tod ihres Sohnes weinen. Dementsprechend wurde der Schleim in ihrem Stuhl weniger. Auch die Blutbeimengung ging zurück. Die Wunde ihres Herzens schloss sich. Die Narbe war aber nicht zu übersehen. Sie schmerzte und war sehr empfindlich. Sie konnte nun endlich ihren Sohn auch innerlich begraben. Der Trauerzug war nach langem Umherirren am Grab angekommen und konnte sich nun allmählich auflösen und damit auch ihr Bauchschmerz. Salofalk® brauchte sie nur noch lokal, Kortison wurde abgesetzt.

Es war ein langer Prozess. Durch die Behandlung mit TCM war Frau O. in der Lage, mit der Trauerarbeit zu beginnen. Trauer bedeutet Abschiednehmen, Loslassen mit anschließendem Neubeginn. Für eine Mutter, die ihren Sohn verliert, ist dies ein langer und sehr schwerer Weg. Aber Frau O. ging diesen Weg mit Hilfe der TCM, in Begleitung einer psychologischen Betreuung.

Fall 3.

Frau S., 44 Jahre alt, hatte schon eine lange Leidensgeschichte durch Morbus Crohn. Mit 23 Jahren, während ihrer Ausbildung in der Werbebrange, traten die ersten Bauchbeschwerden auf. Es war eine schwierige Zeit für sie gewesen. Sie fing an, zu akzeptieren, dass sie sich eher zu Frauen als zu Männern hingezogen fühlte und musste dies auch noch ihren Eltern beibringen. Ihr Unterbauchschmerz, der häufige Stuhlgang wurden im Zusammenhang mit der Konfliktsituation als Reizdarm über Monate abgetan. Erst als sich eine Fistel in der Nähe des Afters entwickelte hatte, kam der Verdacht: Morbus Crohn. Der sich dann auch in einer Darmspiegelung bestätigte. Die Fistel lag so ungünstig, dass sie operiert werden musste. Es folgten unzählige Schübe. Sowohl der Dickdarm, wie der Dünndarm waren betroffen. Einmal musste eine Engstelle und einmal eine erneute Fistel des Darms operiert werden. Zweimal reichte eine Aufdehnung der Engstelle. Dazu kamen kurze Krankenhausaufenthalte bei starken Schüben. Ihr Job war immer wieder beeinträchtigt. Sie konnte ihre Stelle aber halten, da sie, wenn sie konnte, ihre Arbeit mit großem Einsatz und Freude leistete. Hierdurch schätzte man sie sowohl menschlich, wie auch fachlich. Es war nicht immer einfach für sie, allem standzuhalten: ihrer Krankheit, den Medikamenten mit Nebenwirkungen, ihrer Arbeit und dem Konflikte mit ihren Eltern, wegen ihrer lesbischen Neigung. Auch wenn sie das Bündel der Probleme zwar einigermaßen im Griff hatte, es verbrauchte viel Energie.

Dann geriet alles aus den Fugen. Früher waren zwischen den Morbus Crohn Schüben gewisse Pausen, in denen sie regenerieren konnte. Jetzt war der Crohn aber außer Kontrolle geraten. Seit 8 Monaten hatte sie einen durchgehenden Schub. Kortison brachte nichts, Azathioprin besserte die Situation, brachte die Entzündung aber nicht völlig zur Ruhe. Es wurde über Methotrexat als Ausweichmedikament nachgedacht. Ihre Kraft war am Ende. Sie hatte die ganze Zeit weiter gearbeitet, trotz Entzündung, Medikamenten, Bauchschmerzen und blutigen Durchfällen. Und das, weil sie dahinter kam, dass ihre langjährige Lebenspartnerin sie nach Strich und Faden mit anderen Frauen seit Jahren betrog. Diese Entdeckung war wie ein tödlicher Pfeil in ihr Leben eingeschlagen und traf sie mitten ins Herz. Ihr Lebensmotor war beschädigt und blockiert. Sie hatte viel Blut verloren. Geschwächt von ihrer Krankheit und dem Stachel in ihrer Brust war sie aktionsunfähig geworden. So traf sie eine Entscheidung gegen sich: die Situation, so wie sie war, zu akzeptieren. Aber anscheinend war ihr Darm nicht damit einverstanden.

Da sie nicht in der Lage war, sich den Stachel zu ziehen, kämpfte sie auch nicht gegen den Morbus Crohn. Weil sie keine schärferen Medikamente einnehmen wollte, landete sie bei mir und der TCM. Wir begannen die Behandlung neben der schulmedizinischen Medikation. Unter der Akupunktur und den Heilkräutern besserten sich die krampfartigen Bauchschmerzen langsam, der Stuhl wurde fester, Blut war nicht mehr dabei, der Geruch ließ nach, das Aufgeblähte ebenfalls. Ihre Emotionen waren immer noch eine Berg- und Talfahrt. Mal glaubte sie, alles im Griff zu haben und dann wieder nicht. Abhängig davon, ob es zu Hause Auseinandersetzungen gab oder nicht. Sie kam immer gerne zur Akupunktur, da sie danach so wunderbar entspannt war, wie sie es schon lange nicht mehr empfunden hatte. Die schulmedizinischen Ärzte waren zufrieden, auch wenn die Entzündungsaktivität noch nicht ganz weg war.

Im Laufe der Behandlung mit Heilkräutern und Akupunktur wuchsen Energie und Kraft zusehends. Der Schlaf und die Unruhe besserten sich, sodass sie sich auch in der Nacht wieder regenerieren konnte. Durch die Ernährungsempfehlung und den Aufbau des Magen-Darms konnte sie auf einmal wieder Nahrungsmittel essen, die sie vorher nicht vertragen hatte, ohne es anschließend büßen zu müssen. So wie Kraft und Lebensenergie zurückkamen, wuchs auch der Anspruch in ihr auf eine glückliche und zufriedenstellende Beziehung. Auch sie beanspruchte das Recht auf ein harmonisches Leben. Der Entschluss reifte langsam, und auf einmal ging alles ganz schnell: Trennung, Auszug, eigene Wohnung.

Die konsequente Behandlung von Frau S. dauerte ca. 14 Monate an, bis sie stabil und ihr Darm ausreichend widerstandsfähig war. Mit der geänderten Ernährung hatte sie ihre Verdauungsprobleme im Griff. Über sie hatte sie ein Instrument in der Hand, ihren Energielevel zu halten. In gewissen Abständen wird sie immer mal wieder mit Heilkräutern oder Akupunktur behandelt, wenn sie meint, es sei nötig. Azathioprin nimmt sie als Intervall-Basismedikament weiter. Unter dieser Kombination ist sie jetzt schon im vierten Jahr schubfrei, bisher das längste Intervall.